Olympiastadion

Buch Olymiastadion München

Im Sommer 2005 hatte das Münchner Olympiastadion als Bühne des Fußballs ausgedient, denn dann wurde die Allianz Arena eröffnet. Damit endete das wichtigste Kapitel eines Bauwerks, in dem mehr internationale Sportereignisse stattfanden als in jeder anderen deutschen Arena: Olympische Spiele, Fußball-Weltmeisterschaft, Europameisterschaft. Zugleich diente das Stadion als Heimstätte des FC Bayern, der hier 17 Deutsche Meisterschaften holte und fünfmal den Europapokal gewann. Seine spektakuläre Zeltdach-Architektur hat das Olympiastadion weltberühmt gemacht. Sie lockt noch heute jeden Tag Besucherströme an und bietet Stoff für eindrucksvolle Fotos, die sich auch in diesem Buch finden. Umfangreich illustriert werden zudem die Rückblicke auf fußballerische Highlights, auf Dramen und Triumphe, die Millionen Fußball-Fans unvergesslich geblieben sind.

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Vorwort von Uli Hoeneß  

Nach 33 Spielzeiten wird der FC Bayern München das Olympiastadion auf dem Oberwiesenfeld verlassen und in die neue Allianz-Arena umziehen. Dieser Umzug markiert für mich auch einen ganz persönlichen Abschnitt in meinem Leben. Ich hatte das Glück und Privileg, einige Jahre mit dem FC Bayern und auch der Nationalmannschaft auf dem Rasen des Olympiastadions spielen zu können. Am 26. Mai 1972 haben wir mit der deutschen Nationalmannschaft das Olympiastadion für den Fußball eröffnet. Gegner war das Team der UdSSR. In der zweiten Halbzeit sahen die Zuschauer eine der denkwürdigsten Vorstellungen der DFB-Auswahl dieser Jahre. Wir spielten die Sowjets förmlich an die Wand, und im ausverkauften Stadion herrschte erstmals eine Riesenstimmung. Alle vier Tore bei unserem 4:1-Sieg gingen auf das Konto eines Spielers vom FC Bayern: Gerd Müller. Nur wenige Wochen später durfte ich auch mit dem FC Bayern erstmals im Olympiastadion auflaufen. Zwischenzeitlich waren wir mit der Nationalmannschaft Europameister geworden. Es war der 34. Spieltag der Bundesliga. Der FC Bayern war Tabellenführer und empfing den FC Schalke 04, der nur einen Punkt hinter uns auf Platz zwei rangierte. Die Zuschauer bekamen so ein „echtes Endspiel“ zu sehen. Bis heute im Übrigen das einzige in der Geschichte der Bundesliga. Eigentlich war unser Umzug von der Grünwalder Straße auf das Oberwiesenfeld erst für die neue Saison vorgesehen. Doch Wilhelm Neudecker, unser damaliger Präsident, wusste um die Attraktivität des neuen Stadions – und um die erheblich höhere Einnahme, die eine Spielverlegung dem FC Bayern bescheren würde. Mit 80.000 Zuschauern, doppelt so vielen, wie ins Stadion an der Grünwalder Straße hineingepasst hätten, war das Olympiastadion beim Anpfiff bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir Bayern-Spieler fühlten uns in der neuen Arena gleich zu Hause. Wir schlugen Schalke 04 5:1, wobei mir der vierte Treffer gelang, zugleich der hundertste für unser torhungriges Team in dieser Saison. Erstmals bekamen wir damit im Olympiastadion die Meisterschale überreicht. Ende August 1972 begannen in München die Olympischen Sommerspiele, für die man ja das Stadion auf dem Oberwiesenfeld eigentlich errichtet hatte. Ich war bereits A-Nationalspieler und seit zwei Monaten Europameister, gehörte aber als Amateur auch zum Kader der damals noch existierenden Amateurauswahl des DFB und durfte daher beim olympischen Fußballturnier mitspielen. Höhepunkt war zweifelsohne das innerdeutsche Duell mit den „Staatsamateuren“ der DDR. Das Olympiastadion war erneut ausverkauft. 80.000 Zuschauer, eine derartige Kulisse hatte die Amateurnationalmannschaft noch nie erlebt. Wir unterlagen der DDR mit 2:3. Die Ausgleichstreffer zum 1:1 und 2:2 markierten mein Sturmkollege Ottmar Hitzfeld und ich. Knappe zwei Jahre später, am 7. Juli 1974, war ich dabei, als es zum „Spiel aller Spiele“ im Olympiastadion kam. Im Finale der WM 1974 standen sich Deutschland und die Niederlande gegenüber. Bundestrainer Helmut Schön hatte für die Anfangsformation gleich sechs Spieler des FC Bayern nominiert, die sich auf dem olympischen Rasen natürlich besonders wohl fühlten. Deutschland gewann 2:1. Die Tore erzielten mit Paul Breitner und Gerd Müller bezeichnenderweise auch Akteure des FC Bayern. Für solche fußballerischen Highlights bot das Olympiastadion damals eine ideale Bühne. Es besaß ein großes Fassungsvermögen und war modern gestaltet. Die großartige Architektur wurde durch das weltweit bekannte Zeltdach gekrönt. Bis heute sind unsere Gastmannschaften, auch die im Europapokal, immer noch vom Flair dieser Stätte beeindruckt. Wir Fußballer bemerkten im Laufe der Jahre allerdings auch Schwachpunkte am Olympiastadion: vor allem die große Distanz zwischen Spielfeld und Zuschauerrängen und die sehr offen konzipierte Überdachung. Dies dämpfte oft die Stimmung im Stadion und beeinträchtigte die Akustik aus der stimmungsvollen Südkurve. Die Zeiten änderten sich, und mit ihnen auch die Herausforderungen für den Fußball und einen Klub wie den FC Bayern. Alle unsere zahlreichen Zuschauer wollen ein Dach über dem Kopf und dem Spiel möglichst nah beiwohnen. In vielen Gesprächen haben wir lange nach Kompromissen gesucht. Auf der einen Seite stand das berechtigte Anliegen, die berühmte Architektur des Stadions zu erhalten, auf der anderen Seite unser Wunsch, eine fußballgerechte Arena zu verwirklichen. Es hat sich gezeigt, dass beides nicht wirklich miteinander zu vereinbaren ist. So wurde schließlich die beste aller Lösungen gefunden: der Erhalt des Olym-pia-stadions und der Bau der neuen Allianz-Arena. Bei aller berechtigten Vorfreude auf die Allianz-Arena befällt uns mit dem Abschied auch Wehmut. Für viele Jahre war das Olympiastadion genau die richtige Kulisse für die Heimspiele des FC Bayern. Wir haben uns mit diesem Stadion identifiziert, und wir wurden auch mit diesem Stadion identifiziert. Es bot uns als erstem deutschen Verein eine Arena von europäischem Spitzenniveau. Das moderne, repräsentative Ambiente, die professionelle Infrastruktur und das hohe Fassungsvermögen trugen ganz wesentlich dazu bei, dass der FC Bayern zu dem wurde, was er heute ist: eine Topadresse im Weltfußball. Die Erfolge, die unser Verein hier errungen hat, sprechen für sich: Allein 16 Deutsche Meisterschaften haben wir bis zur Drucklegung des Buches hier gewonnen. Achtmal führte uns der Weg über den olympischen Rasen in ein europäisches Finale. Ich freue mich, dass dieses Buch in kompakter Form an die eindrucksvollen Momente erinnert, die wir in diesem Stadion erlebt haben. Der gesamte FC Bayern, die Führungsriege, die ehemaligen und aktuellen Spieler sowie die Mitarbeiter und vielen Helfer des Vereins, werden das Stadion in sehr guter Erinnerung behalten. Dass mit Armin Radtke ein Mitarbeiter unserer Klubzeitschrift „Bayern-Magazin“ dieses Buch geschrieben hat, ist ein Ausdruck dessen. Wir alle wissen, was wir dem Münchner Olympiastadion zu verdanken haben. Für die Zukunft wünschen wir diesem an Erinnerungen reichen Ort eine gute Zukunft als Magnet für Touristen und als lebendige Bühne für kulturelle und weitere sportliche Großereignisse.
März 2005
Uli Hoeneß
stv. Vorsitzender der FC Bayern München AG

Autorenfoto 2005
Autorenfoto Radtke

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